Fleischliteratur

 

Teilprojekt 1.3: Weitergabe, Festschreibung und Normierung von „Fleischwissen“ in historischer Kochbuch- und Ratgeberliteratur (kurz: „Fleischliteratur“) 


Das Regensburger Teilprojekt (TP 1) gliedert sich in drei Unterprojekte, wobei TP 1.1 an der Universität Regensburg, TP 1.2 am Hachenburger Landschaftsmuseum Westerwald und TP 1.3 am Deutschen Kochbuchmuseum in Dortmund umgesetzt werden.

Im TP 1.3 (Dortmund) steht die Sammlung historischer Kochbücher des Deutschen Kochbuchmuseum im Fokus, die zu den Aspekten der Fleischproduktion, Verarbeitung und Konsumption befragt werden. Sie umfasst rund 14.000 Titel aus der Kochbuch- und Ratgeberliteratur. Ab dem 18. Jahrhundert enthielten die Texte komplexe Anleitungen, unterschiedliche Haushalte zu organisieren, die auf Selbstversorgung aber auch den Einkauf von Roh- und Teilfertigware hin ausgerichtet waren. Die Vielfalt dieser Gattung mit enormen Auflagenzahlen erreichte ab dem 19. Jahrhundert fast alle Bevölkerungsschichten. Die Quellenbestände des Museums umfassen Literatur ab dem 16. Jahrhundert, handschriftliche Rezeptsammlungen, Zeitschriftenreihen, Speise- und Menükarten, zahlreiche Sachzeugnisse aus den Themenfeldern Kochen, Essen und Trinken, Schulwandbilder und Lehrbücher für den Hauswirtschaftsunterricht.



Kochbücher, Ratgeber und Lexika für den Hausgebrauch sind grundsätzlich
Alltagsdinge und Wissensspeicher ihrer Zeit, die sich in Wechselwirkung mit zeitgenössischen Faktoren verändern. Tabus und Speisevorschriften sind gerade im Umgang mit dem symbolisch besonders aufgeladenen Lebensmittel Fleisch ein wiederkehrendes Thema. Die Rückwirkungen von Globalisierung, internationaler Ab- und Zuwanderung und die Aufnahme fremder Zutaten oder Zubereitungsformen sind bereits um 1900 auszumachen. Auch die Betrachtung der Literatur zu Diätetik, fleischloser Kost und religiöser Kochbücher vermag zeitgenössisches Fleischwissen zu spiegeln. Die Studie soll Phänomene der materiellen Überlieferung untersuchen und in die jeweiligen historischen Kontexte einordnen.

© Museum für Kunst und Kulturgeschichte 
Dortmund