Verbundprojekt

 

Die Verdinglichung des Lebendigen: Fleisch als Kulturgut (kurz: „Fleischwissen“)

Das Verbundprojekt „Fleischwissen“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und befasst sich im Sinne einer Verdinglichung des Lebendigen mit dem Kulturgut „Fleisch“.

Entlang der Produktionskette von Fleisch- und Wurstwaren lässt sich ein Prozess nachvollziehen, im Zuge dessen das Objekt Fleisch „seine Sprache findet“ und durch verschiedene Akteure und Handlungen, Orte und Objekte eine spezifische Dingbedeutsamkeit erhält. Es soll gezeigt werden, wie Tiere zu Lebensmitteln werden. Dabei geraten auch Instrumente und Orte der Zerlegung, der Zubereitung und des Konsums in den Blick: Wie stützen, präzisieren und kontextualisieren sie unser Wissen? Inwieweit verweisen sie selbst reziprok auf heterogene Akteure, Praktiken und Wissen? Und auf welche Weise prägen sie schließlich den Umgang mit Tier und Fleisch in unserer Gesellschaft?

Im frühen 21. Jahrhundert werden Formen industrieller Nahrungsmittelproduktion zunehmend hinterfragt und diskutiert. Das Projekt folgt der übergeordneten These, dass Fleisch im Verlauf des Industriezeitalters vom Symbol für Fortschritt und hohen Lebensstandard zunehmend auch zur Chiffre für Fehlernährung, Umweltzerstörung und Tierleid wurde. Gefragt wird, wie Fleisch zum kulturellen Bedeutungsträger wird und Objekte als Wissensspeicher fungieren.

Architektur Verbundprojekt „Fleischwissen“ (© René John)


Das Projekt verbindet museologische und kulturwissenschaftliche, soziologische und innovationsanalytische Perspektiven und Expertisen folgender Kooperationspartner:

Teilprojekt 1: „Fleischwissen“ in kulturwissenschaftlicher Perspektive (Universität Regensburg)

Teilprojekt 1.1: Fleischpfade – wie Tiere zu Dingen werden. Eine Ethnografie von Tierhaltung und Fleischproduktion im 21. Jahrhundert (kurz: „Fleischpfade")
Leitung: Prof. Dr. Gunther Hirschfelder (Professur für Vergleichende Kulturwissenschaft)
Wiss. Mitarbeiter: Dr. Lars Winterberg

Teilprojekt 1.2: Transformationen des regionalen „Fleischwissens". Zucht, Haltung und Verwertung von Rindern und Schweinen im Oberen Westerwald von 1819 bis 1950 (kurz: „Fleischregion“)
Leitung: Dr. Moritz Jungbluth (stellv. Leiter des Landschaftsmuseums Westerwald)
Wiss. Mitarbeiter: Frédéric Gesing, M.A.

Teilprojekt 1.3: Weitergabe, Festschreibung und Normierung von „Fleischwissen“ in der historischen Kochbuch- und Ratgeberliteratur (kurz: „Fleischliteratur“)
Leitung: Dr. Jens Stöcker (Direktor des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte)
Wiss. Mitarbeiterin: Corinna Schirmer, M.A. (Deutsches Kochbuchmuseum)


Teilprojekt 2: „Fleischwissen“ in ernährungssoziologischer Perspektive (Hochschule Fulda)

Wandel der Be-Deutungen und stratifikatorische Folgen des Umgangs mit Fleisch von der Industrialisierung bis heute.
Leitung: Prof. Dr. Jana Rückert-John (Professur für die Soziolgie des Essens)
Wiss. Mitarbeiterin: Sophia Reis, M.Sc.


Teilprojekt 3: Innovationen des „Fleischwissens“ (Institut für Sozialinnovation e.V., Berlin)

Leitung & wiss. Umsetzung: Dr. René John





Hauptansprechpartner Verbundprojekt:
Prof. Dr. Gunther Hirschfelder
E-Mail: gunther.hirschfelder(at)ur.de

Wiss. Koordination: 
Dr. Lars Winterberg
E-Mail: lars.winterberg(at)ur.de